Veranstaltung am 24.3.2023 18.00 Uhr

Die Hus lädt zusammen mit dem queer sex workers collective zum Vortrag mit Diskussion ein: „Auswirkungen der Kriminalisierung von Sexarbeit in Europa“. Mit Christine Nagl von der Beratungsstelle PiA.

Ort: Neues Institutsgebäude (NIG) Wien, Hörsaal II.

Zielgruppe: Beteiligte und Interessierte, aber auch alle, die sich nach gutem Diskurs sehnen, weil ihnen Schwarz-Weiß-Lösungen und Law and Order zunehmend gegen den Strich gehen. 

Verhüten, bekämpfen; schützen, unterstützen: diese Worte werden laut (und stolz) ausgesprochen, wenn es um Gesetze und Maßnahmen geht, die die Sexarbeit kriminalisieren. Da wird „ein Ende gemacht“, Betroffene können, so heißt es, Hilfe erwarten und Unterstützung beim Ausstieg erhalten. Das „Schwedische“ oder „Nordische Modell“ wird in immer mehr europäischen Ländern gesetzlich verankert und als Schritt gefeiert, der Gewalt gegen Frauen an einem neuralgischen Punkt reduziert.

Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Wirkt sich das Modell tatsächlich positiv aus, auf jene, die Sexarbeit anbieten (müssen)? Ganz und gar nicht, sagt Christine Nagl. Und sie muss es wissen: Seit über 20 Jahren engagiert sie sich für Menschenrechte, insbesondere im Bereich der Sexarbeit – u.a. in der Arbeitsgruppe Prostitution des Bundeskanzleramts, beim Projekt PiA (einer Beratungsstelle für Sexarbeiter*innen) und als ehemaliges Vorstandsmitglied des Vereins sexworker.at. Sie beobachtet es täglich: Wird Sexarbeit kriminalisiert, führt das zu einem deutlichen Mehr an Gewalt und Gefahr für alle Beteiligten. Und der propagierte Ausstieg ist längst nicht so einfach wie gerne behauptet wird.

Woran das liegt, worin der Denkfehler jener besteht, die sich – auch in Österreich – für das schwedische Modell stark machen, und wie ein anderer, deutlich besserer Umgang mit Sexarbeit aussehen könnte, erklärt Christine Nagl in ihrem Vortrag. Fragen sind willkommen, nach dem Vortrag gibt es ausreichend Zeit für Austausch.

Den Vortrag könnt ihr im Unter Palmen Podcast nachhören

Moishe Postones „Nationalsozialismus und Antisemitismus“

Postones Text aus den 1970er/80er Jahren zum Verhältnis von Antisemitismus und Nationalsozialismus ist zwar relativ unbekannt geblieben, hatte aber als Grundlagentext in den späteren Diskussionen um „strukturellen Antisemitismus“ und „verkürzte Kapitalismuskritik“ eine große und bleibende Wirkung.

Der Text enthält drei zentrale Thesen, die in der Diskussion besonders berücksichtigt werden sollen: 1.) er zeigt, dass Antisemitismus nicht einfach eine spezielle Form des Rassismus ist, sondern sich zu diesem eher komplementär verhält 2.) der Antisemitismus des Nationalsozialismus war nicht ein eigentlich ungeglaubtes Propagandaelement um die Massen aufzustacheln oder Legitimationsgrund um den Besitz von JüdInnen zu rauben, sondern zentrales ideologisches Element des Nationalsozialismus ohne den sich weder der deutsche Kriegsverlauf noch der Holocaust/die Shoah sinnvoll erklären lässt 3.) der Antisemitismus ist keine Ideologie deren Form und Inhalt willkürlich und unerklärlich ist, sondern er lässt sich aus den Grundformen der kapitalistischen Gesellschaft (Warenform/Wertform) heraus begreifen.

Während die ersten zwei Thesen relativ leicht verständlich sind, bereitet die dritte oft die größten Probleme. Leider wird gerade diese These oft falsch oder nur unzureichend verstanden, weshalb wir in diesem Rahmen neben den üblichen Missverständnissen auch über Sinn und Unsinn von Begriffen wie „strukturellem Antisemitismus“ und „verkürzte Kapitalismuskritik“ diskutieren wollen.

Postones Text gibt es in verschiedenen Varianten. Wir werden die Variante, die im Buch „Deutschland, die Linke und der Holocaust“ erschienen ist diskutieren. Sie ist auch online abrufbar unter: https://www.ca-ira.net/verlag/leseproben/postone-deutschland_lp/

Um an der Textdiskussion teilzunehmen ist es wichtig den Text vorher zu lesen. Die Textdiskussion wird so ablaufen, dass wir die drei Thesen einzeln und anhand des Textes durchbesprechen.

Veranstaltungsreihe „März 38 – Gesellschaft und Nationalsozialismus“

Gemeinsam mit der FIPU haben wir eine Veranstaltungsreihe organisiert. In 5 Terminen wollen wir verschieden Aspekte der im Titel der Reihe genannten Thematik beleuchten. Die ersten 4 Termine finden immer im HS II im Erdgeschoss des NIG (Universitätsstraße 7) statt, der 5. Termin ist ein Rundgang, zu dem wir uns im Arkadenhof des Hauptgebäudes treffen (außer es regnet, dann in der Aula des selbigen). Kommt zahlreich und spread the word!

Es gibt auch ein Fb-Event: https://www.facebook.com/events/195290441062675/

10. April 2018, 19:00

Andreas Peham (Vortrag, Führung, Diskussion): Die Universität Wien als Wiege des Nazismus. Zur Bedeutung der Burschenschaften für den inneren „Anschluss“. Teil I

Daniel J. Goldhagens Diktum „Keine Deutschen, kein Holocaust“ ist zu präzisieren: „Keine (ostmärkischen) Burschenschafter, kein Holocaust“. Die deutsch-völkischen Korporierten bildeten hierzulande mehr noch als in Deutschland die Avantgarde des rassistischen Erlösungsantisemitismus. Seit den 1890er Jahren versuchten sie, ihre deutschen Waffenbrüder auf Arierparagraph und Judenreinheit zu verpflichten – leider mit Erfolg. Nach 1918 verstärkten sie ihre antisemitische Wühlarbeit auch an den Universitäten, welche sie unter dem Mantel der „Freiheit“ und „Autonomie“ weitgehend gewähren ließen. Und so wurden sie zum maßgeblichen Ort der ideologischen wie personellen Vorbereitung des Nazismus und der Shoah.

Nach einer Einführung soll das Thema bei einem Rundgang durch die Universität vertieft werden.

17. April 2018, 18:30

Klub Zwei (Simone Bader & Jo Schmeiser): Things. Places. Years (2004)

Die filmische Dokumentation Things. Places. Years. versammelt Interviews mit jüdischen Frauen, die als Kinder oder Jugendliche aus dem nationalsozialistischen Wien nach London flüchten konnten. Im Film zu Wort kommen auch ihre Töchter und Enkeltöchter. Zentrales Thema ist die Erfahrung von Vertreibung, Emigration und Holocaust. Es soll gezeigt werden, dass diese Erfahrung von Generation zu Generation weitergegeben wird und wie sie im Leben junger jüdischer Frauen – bis heute – nachwirkt.

Filmscreening, im Anschluss Diskussion mit Jo Schmeiser

19. April 2018, 19:00

Margit Reiter (Vortrag/Diskussion): Der Nationalsozialismus im Familiengedächtnis

Der Nationalsozialismus ist hierzulande Teil jeder Familiengeschichte. Die Zeithistorikerin Margit Reiter untersuchte, wie der Nationalsozialismus in Nachkriegsfamilien, die keine Nazi-Opfer zu beklagen hatten, erinnert und an die nachfolgende Generation weiter gegeben wurde. In den Familien wurde keineswegs nur geschwiegen. Was aber wurde erzählt, wie wurde darüber gesprochen – und was wurde ausgeblendet und tabuisiert? Das Familiengedächtnis und der öffentliche NS-Diskurs haben die Vorstellungswelt der zweiten Generation nachhaltig geprägt. Was wissen die Nachkommen eigentlich über ihre Väter und Mütter im Nationalsozialismus, wie gehen sie heute mit deren (potenzieller) Täterschaft um? Die Autorin hat „Kinder der Täter“ interviewt und die vielfältigen Formen des Umgangs mit dem familiären NS-Erbe – von kritischer Distanzierung über Verständnis bis hin zu reflexartiger Verteidigung – aufgezeigt und analysiert.

24. April 2018, 19:00

Elke Rajal (Vortrag/Diskussion): Holocaust-Education und antisemitismuskritische Bildungsarbeit. Bestandsaufnahme, Kritik und Anforderungen

Ausgehend von den zahllosen politischen Bekenntnissen zu zeitgeschichtlichem Unterricht wird analysiert, wie es um eine „Erziehung nach Auschwitz“ in Österreich heute bestellt ist. Nach einer Kritik an einer Auswahl von entsprechenden Bildungsangeboten werden die Anforderungen an eine reflexive Form der Holocaust Education gesammelt, wobei die strukturellen und persönlichen Hemmnisse nicht aus dem Blick geraten. Angesichts der nur beschränkten Wirkung eines – auch noch so guten – zeitgeschichtlichen Unterrichts zur Prävention von Antisemitismus wird dann für die Notwendigkeit antisemitismuskritischer Bildungsanstrengungen argumentiert. Abschließend sollen deren Grundlagen und Formen – auch und besonders in der Migrationsgesellschaft – diskutiert werden.

9. Mai 2018, 17:30

N.N. (FIPU): Zur Bedeutung der Burschenschaften für den inneren „Anschluss“. Teil II: Antikorporierter Stadtspaziergang zur Geschichte und Gegenwart deutschvölkischer Verbindungen in Wien

Siebdruck – Macht. euch ein T-Shirt

T-Shirt Aufdrucke denen – die sie tragen!!

Ich piss auf deine Normvorstellungen

Wir wollen uns den vorgefertigten Vorstellungen eines Norm-Shirts nicht untewerfen und sagen ja zu einem kreativen, individuellen, ausdrucksstarken und kreativen Druck. Deine alten Shirts müssen sich nicht dem Diktat der Müllgesellschaft beugen: “RISE UP”.

Träumst du dich als widerständiges Subjekt? Siehst du dich als Träger*in eines autonomen Designs? „Siebdruck – Macht. euch ein T-Shirt“ weiterlesen